Mai 5, 2017

Siebdruck ohne Sieb. Ein DIY-Experiment

Ich habe in den letzten Jahren meine Liebe zu handgemachten Drucktechniken wiederentdeckt. Trotz eines ausgewachsenen Schultraumas hat erst der Linoldruck mein Herz erobert und kurz darauf erwachte meine Faszination für den Siebdruck.
Nun ist das mit dem Siebdruck so eine Sache, denn das nötige Material hat man in der Regel nicht mal eben zu Hause rumliegen (ein Linolmesser und ein Stück Linoleum bekommt man hingegen schon für kleines Geld). Ich habe anfangs lange gezögert, ob ich mir – nur um es mal auszuprobieren – tatsächlich ein Drucksieb und alles mögliche andere Zeug kaufen soll. Irgendwann hab ich es einfach gemacht und mittlerweile meinen eigenen, etwas untypischen Ansatz für den Druck entwickelt.

Als ich schon eine ganze Weile mit Sieb gedruckt habe, stieß ich auf eine improvisierte DIY-Version. Siebdruck mit Materialien, die man meistens sowieso schon hat. Wäre ich da mal früher drauf gekommen … Zwar schätze ich solides Werkzeug, aber ich habe trotzdem eine kleine Schwäche für improvisierte Methoden. Und diese hat mich nicht mehr losgelassen. Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob das wirklich funktionieren kann.

Dieses Experiment stand schon also schon länger auf meiner Kreative-Dinge-to-do-Liste und jetzt habe ich es endlich angepackt. Falls also jemand schon immer mal das Prinzip Siebdruck testen wollte, ohne gleich viel Geld auszugeben – so geht es auch:

Siebdruck mit Stickreifen, Strumpfhose und Serviettenkleber

Material_klein

Das Prinzip:
Beim Siebdruck erstellt man eigentlich eine Schablone auf einem Gewebe. Meistens werden Siebe heute wie beim Fotoentwickeln belichtet. Ich male aber am liebsten meine Vorlage direkt aufs Gewebe. Die Fäden des Stoffes sorgen dafür, dass sich die Farbe gleichmäßig verteilt. Das Gewebe sollte übrigens aus Syntetik sein, sonst färbt man den Stoff statt zu drucken. Das ist ja nicht der Sinn der Sache.

Material:

Zum Erstellen eines improvisierten Drucksiebs braucht man tatsächlich nur einen Stickring, eine Damenstrumpfhose, Mod Podge oder flüssigen Serviettenkleber, Pinsel, Bleistift und ein einfaches Motiv mit wenig Details.

Von einem Bein der Strumpfhose ein Stück abschneiden, das so hoch wie der Stickreifen ist. Den Schlauch längs aufschneiden und das so entstandene Rechteck möglichst straff in den Ring spannen.

Motiv übertragen_klein

Das “Sieb” über das Motiv legen und mit einem weichen Bleistift durchpausen.
Jetzt kann die eigentliche Druckschablone entstehen:

Schablone erstellen_klein

Dafür das “Sieb” umdrehen und alle Flächen mit dem Klebstoff bestreichen, die später weiß bleiben sollen. Ich habe mir ein Dreieckmotiv vorgezeichnet. Das, was im Bild weiß eingestrichen ist (der Klebstoff trocknet allerdings transparent), bekommt später keine Farbe ab.
Wer kein symmetrisches Motiv gezeichnet hat, arbeitet auf der Rückseite quasi spiegelverkehrt. Das muss so.
Den Kleber gut trocknen lassen. Danach das Sieb noch einmal gegen das Licht halten und prüfen, ob noch irgendwo kleine Löcher oder offene Stellen sind. Dort ggf. eine weitere Schicht Kleber auftragen.

Mit dem gebastelten Sieb drucken

Zum Drucken auf Papier kann man normale Acrylfarbe verwenden. Wer auf Stoff drucken will, nimmt Stoffmalfarbe. Das Schöne am Siebdruck: Er funktioniert auf jedem ebenen Untergrund.

Material für Druck: Farbe (Acryl), ein Stück feste Pappe, Maskingtape

Damit am Rand keine Farbe durchläuft, rings um das Motiv Maskingtape aufkleben.

Durckvorbereitung_klein

Die Farbe sollte sich gut verteilen lassen, ist sie zu fest, einfach mit ein wenig Wasser verrühren.

Das Drucksieb auf ein Stück Papier legen (oder auf das Material, das ihr bedrucken wollt).
Eine kleine Menge Farbe als Streifen oberhalb eures Motivs auf dem Sieb verteilen. Das Stück Pappe funktioniert nun als Rakel. Ihr setzt es oberhalb der Farbe auf den Stoff auf und zieht dann mit gleichmäßigem, leichten Druck den Pappstreifen zu euch hin. Dabei drückt ihr die Farbe durch die offenen Stellen des “Siebs” und erzeugt so einen Abdruck. Eventuell müsst ihr den Vorgang noch ein, zwei Mal wiederholen, bis das komplette Bild gedruckt ist. In diesem Fall zieht ihr die Farbe, die nun am unteren Ende des Motivs ist, mit dem Papprakel wieder nach oben usw.

Ich wollte mein Motiv als Muster auf ein Stück Kraftpapier drucken. Dafür habe ich mir vorher mit Bleistift ein Raster eingezeichnet und das Drucksieb immer wieder aufgelegt und mit dem Papprakel gedruckt, neu aufgelegt, wieder gedruckt …

Geschenkpapier bedruckt_klein

Als ich fertig war, habe ich mein Drucksieb ganz vorsichtig mit kaltem Wasser ausgespült. Theoretisch kann man es nun erneut verwenden. Man muss dann nur neues Maskintape aufkleben.

Es funktioniert also tatsächlich! Natürlich ist es nicht mit dem Ergebnis eines echten Siebdrucks zu vergleichen. Dort bekommt man viel klarere Konturen und kann auch sehr detaillierte Muster und Motive umsetzen. Normalerweise steht so ein Druckgewebe auch viel stärker unter Spannung. Aber zum Experimentieren und Ausprobieren ist diese Impro-Version tatsächlich geeignet. Und ich war vom Ergebnis überrascht.

Mein Geschenkpapierbogen kam dann nach dem Trocknen auch gleich zum Einsatz.
Siebdruck Geschenkpapier_klein

Gar nicht schlecht für eine Strumpfhose, oder?

Kreative Grüße
Anne

 

 

 

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