So gestalteste du eigene Acrylbilder, auch wenn du gar nicht malen kannst
Kahle, nackte Wände schlagen mir aufs Gemüt. Ich bin zwar durchaus ein Freund von gezielt ausgewählter Deko (lies: weniger ist mehr), aber ich mag keine komplett kahlen Wände. Man kann nämlich so tolle Dinge mit Wänden anstellen. Man kann Bücherregale davor platzieren. Oder – und das ist deutlich schneller erledigt – man hängt Bilder auf.
Was für Bilder?
Das herauszufinden, ist ja der eigentliche Spaß an der Sache. Man kann natürlich Standardposter vom Schweden oder aus dem Baumarkt an die Wand pinnen. Aber ehrlich, wer will schon die gleichen Bilder in der Wohnung hängen haben wie alle anderen auch? Eben.
Entweder man macht sich auf die Suche nach Kunstwerken oder Unikaten – oder man macht die Kunst gleich selbst. Das ist sowieso kaum zu überbieten, damit hast du gleich doppelt gewonnen: Du hast ein garantiert einmaliges Einzelstück und du hast auch noch Spaß beim Herstellen.
Wer jetzt einwendet “Ich bin aber nicht kreativ und ich kann überhaupt nicht malen …” für den habe ich zwei Antworten:
1. Es gibt keine unkreativen Menschen. Manchmal ist Kreativität nur verschüttet worden oder sie liegt bei dir in anderen Bereichen.
2. Wer hat was von Malen gesagt?
Fließtechnik für Acrylfarbe
Acrylic pouring (so die englische Bezeichnung) macht viel Spaß. Schon nach dem ersten Versuch war ich angefixt. Es ist viel Farbe im Spiel, es wird eine große Sauerei und das Ergebnis hängt ein bisschen vom Zufall ab. Kurz: Es ist großartig. Und es lassen sich wirklich spannende Bilder gestalten – die haben es auch bei mir an die Wand geschafft.
So machst du deine eigenen Fließbilder
Material
- Acrylfarben* deiner Wahl
- Pouring Medium*
- Haaröl (ja, dieses Pflegeprodukt für kaputte und trockene Spitzen) oder Sillikon-Öl*
- Einweghandschuhe
- Einwegbecher
- Stäbchen zum Umrühren
- Heißluftfön (vom Embossing – oder auch ein normaler Haartrockner)
- Leinwände oder Malgründe im gewünschten Format (erst mal klein anfangen*)
- viele alte Zeitungen als Unterlage
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Farben anrühren und mischen
Für diese Technik musst du die Acrylfarben separat in einen fließfähigen Zustand bringen. Dafür gießt du das Pouring Medium in einen Becher, bis der Boden ein paar Milimeter bedeckt ist. Dann gibtst du etwa die gleiche Menge Farbe hinzu und fügst in kleinen Schlucken Wasser dazu (die Menge hängt davon ab, wie flüssig deine Acrylfarbe schon ist). Das Ganze verrührst du im Becher bis eine leicht flüssige, aber noch etwas cremige Konsistenz entsteht. Zum Schluss gibst du einen Tropfen Silikonöl hinein und verrührst ihn gut.
Auf diese Weise bereitest du alle Farben vor, die du verwenden möchtest.
Tipp: 3-5 Farben finde ich optimal. Allerdings würde ich mich in zwei grundsätzlichen Farbfamilien bewegen, sonst wird es schnell sehr bunt. Trau dich ruhig an Kontraste.
Dirty Pour
Meine Bilder sind alle als sogenannter “Dirty Pour” entstanden: Ich habe die Farben vorab in einem Becher zusammengekippt. Jedenfalls bei den kleinen Leinwänden. Bei der größeren Leinwand habe ich zwei Becher genommen, weil ich hellere und dunklere Farben trennen wollte. Das Prinzip bleibt aber gleich.
Du kippst die Farben, die du auf einmal aufbringen möchtest, alle in einen Becher. Ganz wichtig: Nicht umrühren!
Das ist die Menge Farbe, die du für eine kleine Leinwand (10 x 10 cm) brauchst. Für die größere Leinwand habe ich die 2,5 fache Menge benötigt.
Spätestens jetzt solltest du Handschuhe anziehen, es wird matschig.
Halte den Becher mit der Farbe in der einen Hand, drehe die Leinwand um und lege sie auf die Öffnung des Bechers. Jetzt beides mit Schwung umdrehen, dabei den Becher fest auf die Leinwand drücken. Den Becher so lange halten, bis die Farbe komplett nach unten gelaufen ist.
Nun den Becher abheben und zusehen, wie sich die Farbe verteilt. Durch Kippen und Drehen der Leinwand beeinflusst du den Farbverlauf und erzielst interessante Muster. Lass die Farbe so lange hin und her fließen, bis du zufrieden bist.
So bilden sich Farbzellen
Die gegossene Farbe sieht an sich schon interessant aus. Du kannst das Ergebnis allerdings noch einmal um Welten toppen, wenn du einen Heißluftfön einsetzt. Gehe einfach mit der heißen Luft kreuz und quer übers Bild und schau zu, was passiert: Überall bilden sich kleine Farbzellen und Marmorierungen. Je länger du auf eine Stelle fönst, desto stärker verändert sie sich (bis zu dem Grad, an dem die Farbe fest wird). Schuld daran sind übrigens die Silikone im Öl (will man ja normalerweise nicht haben, hier sind sie aber mal nützlich).
Auf meine Leinwand habe ich einfach noch den zweiten Becher gegossen. Das geht nämlich auch ganz wunderbar. Man kann Farbe an mehreren Stellen auf die Leinwand gießen und die Flächen dann ineinanderlaufen lassen.
Bild trocknen lassen
Sobald du mit den Farbmustern auf deiner Leinwand zufrieden bist, kannst du sie trocknen lassen. Am besten stellst du die Leinwand auf zwei, drei umgedrehte Becher, damit die Farbe nicht am Zeitungspapier festklebt. An den Rändern wird eine Zeit lang noch Farbe heruntertropfen (damit verändert sich das Bild auch noch etwas). Das kannst du unterbinden, indem du mit dem Heißluftfön die Kanten so lange anpustest, bis die Farbe anfängt, fest zu werden.
Da bei dieser Technik sehr viel Farbe auf die Leinwand gelangt, dauert es mindestens einen Tag, bis sie durchgetrocknet ist.
Danach kannst du dein Werk voller Stolz an die Wand hängen. Oder auf die Bilderleiste stellen.
Dieses hier war übrigens mein erster Versuch. Da war ich mit den Farbkontrasten noch zu zögerlich:
Ich hoffe, der Beitrag hat dich ein bisschen dazu ermutigt, einfach mal wieder Spaß mit Farbe zu haben und deine eigenen Bilder zu gestalten. Auch wenn du denkst, dass du gar nicht malen kannst. Wie du siehst, geht es auch ohne.
Wenn du dir die Anleitung für später merken willst, kannst du einfach den folgenden Pin mitnehmen oder ihn dir direkt von meinem Pinterest-Board holen.
Ich bin`s noch mal wegen den Feedreader.
Es werden jetzt ungefähr die ersten 7-8 Zeilen angezeigt und dann kommt ein Link mit Namen Quelle um auf deinen Artikel zu gelangen. Also nichts ganzen Artikel im Feedreader lesen… Schade…
Liebe Grüsse, kkk
Welchen Reader benutzt du denn?
LG
Anne
Ich bin begeistert. Das könnte man sicher auch mal gemeinsam mit den Kindern ausprobieren.
Kinder haben daran bestimmt auch viel Spaß. Ist nur eine ziemliche Sauerei ?
Ich finde das hellere schöner
Danke für diesen Tipp. Werd ich bei Gelegenheit auch mal ausprobieren. Allerdings hab ich dieses FlouidMedium bzw Öl noch nirgends entdeckt ..
Hallo Michaela,
Fluid Medium bekommst du meistens dort, wo es auch eine ordentliche Auswahl Acrylfarben gibt. Haaröl gibt es in Drogerimärkten. Wenn du Pouring Medium verwendest, kannst du das Öl auch weglassen. Hier findest du z.B. online welches: https://www.creativ-discount.de/NEU-Schmincke-Pouring-Medium-250ml-1
Liebe Grüße
Anne
Hallo, bei manchen dunkleren Farben bekomme ich nach den oder beim trocknen, Risse und spalten. Woher entstehen sie?
Gruß Rainer
Hallo Rainer,
hast du die Farben mit einem Acrylmedium verdünnt? Risse beim Trocknen entstehen meistens dann, wenn die Farbe zu dick aufgetragen wurde – durch unterschiedliche Trocknungszeiten der Farben bzw. Farbschichten. Das sollte allerdings beim Gießen mit verdünnten Farben nicht passieren.
Viele Grüße
Anne
Klasse Beitrag, das macht Lust auf mehr. Hast du vllt noch weitere Tipps, die du empfehlen kannst?
VG
P.A.
Deine Bilder sind sehr schön, auch das Bild welches dein erstes war gefällt mir gut.
Ich versuche bei meinen Bilder Zellen darauf zu bringen. Ich habe bei Boesner Silikonoel gekauft, aber der Erfolg blieb aus. Irgend etwas läuft da schief. Zum Verdünnen der Farbe nehme ich ein Acryl Poursing Medium und noch etwas Wasser dazu. Woran kann das liegen, dass ich absolut keine Zellen bekomme?
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und bleib gesund trotz dieser schwierigen Zeit.
Liebe Grüsse
Ruth
Hey Anne,
ein toller Artikel! Besonders die ausführliche Gestaltung hat mich begeistert.
Was uns beide begeistert ist das Pouring! Hattest du schon mal die Gelegenheit die Ballon-Technik beim Pouring zutesten?
Wenn ja wie waren denn deine Erfahrungen damit?
lg
Danke für die detaillierte Aufführung der Materialien. So gelingt es sicher auch dem Laien. Ich probier mich morgen aus und werde berichten.