Ich teile mein Leben mit ziemlich vielen Büchern. Das ist meistens sehr schön (außer man zieht gerade um). Nun würde ich gern behaupten, dass ich all die vielen Bücher gleich behandle. Das wäre aber gelogen. Insgeheim unterteile ich sie nämlich in Kategorien.
Da sind z.B. Lieblingsbücher, deren Inhalt so großartig ist, dass ich sie nicht missen will und immer wieder in ihnen blättere (in diese Kategorie schaffen es allerdings nicht viele). Es gibt schöne Bücher, die künstlerisch und handwerklich so toll sind, dass der Inhalt Nebensache wird. Es gibt sentimentale Bücher – die sind eigentlich nicht spektakulär, ich verbinde nur bestimmte Momente oder ein Lebensgefühl mit ihnen. Ein ziemlich großer Teil gehört zur Kategorie “Hab ich mal gelesen, werde ich vermutlich kein zweites Mal lesen, kann mich aber nicht dazu aufraffen, sie auszusortieren”. Dann gibt es noch die „Nichts für mich, geb ich aber weiter“-Bücher, Altpapierkandidaten (mieser Inhalt, lausige Verarbeitung) und „Material“-Bücher.
Mit der letzten Gruppe stelle ich alles Mögliche an und manchmal verbergen sich sogar kleine Schätzchen darin. Denn auch wenn der Inhalt nichtssagend ist oder mich der Schreibstil nervt, fallen mir beim Durchblättern Sätze auf, die die Kreativität anstupsen. Und es wäre ja schade, solche Sätze völlig ungenutzt zu lassen. Also habe ich sie zum Ausgangspunkt eines kleinen Art-Journaling-Experiments gemacht. Bisher habe ich mich mit diesem Thema noch nicht wirklich praktisch beschäftigt und ich war überrascht, wie viel Spaß ich dabei hatte. Vor allem, weil ich einfach ohne Plan angefangen habe, und mich kreativ treiben ließ. Da bin ich gelandet:
So machst du aus einer Buchseite ein Art Journaling Projekt
Die wichtigste Regel: Es gibt keine Regeln.
Ich habe mich einfach durchprobiert. Zuerst braucht man natürlich einen Satz, der Inspirations-Potenzial hat. Bei mir war das „Seit zweihundert Jahren erheben sich Menschen in die Lüfte, und zuvor haben sie schon jahrtausendelang davon geträumt“. Dass es auch optisch ums Fliegen gehen sollte, erklärt sich quasi von selbst.
Die Buchseite habe ich vorsichtig herausgerissen und den zentralen Satz mit Bleistift markiert, damit ich ihn im Eifer des Gefechts nicht übermale. Dann habe ich die gesamte Seite mit Acrylfarbe grundiert. Ich mische gern einen Teil Acrylmedium unter die Farbe, dann wird die Grundierung ein bisschen transparenter und der Schriftsatz scheint durch.
Beim Thema Fliegen dachte ich an Heißluftballons, also habe ich einen gemalt. Dabei fiel mir ein, dass ich noch ein paar Schnipsel eines Buntpapiers habe, auf dem alte Himmelskarten abgebildet sind. Der Schnipsel kam mit auf die Seite, damit trotzdem alles eine Einheit bildet, habe ich die Farben auch dort weitergeführt.
Während ich so vor mich hin malte, hatte ich den Sinatra-Song „Come fly with me, let’s fly, let’s fly away …“ im Kopf (ja, mein Hirn ist manchmal sehr unterhaltsam). Also kam das „fly away“ mit auf die Seite. Zum Schluss habe ich einige Bereiche noch mit Acrylfarbe aufgehellt, andere abgetönt – und fertig.
Ich war direkt angefixt und konnte nicht gleich wieder aufhören. Einige Seiten weiter habe ich nämlich folgenden Satz gelesen: “Dieses Buch haben noch keine fünfzig Menschen zu Gesicht bekommen.” Der Alptraum jedes Verlegers! Ach, hatte ich Spaß damit.
Natürlich war dieser Satz im Kontext ganz anders gemeint. Ich habe mir trotzdem die Freiheit genommen, ihn völlig neu zu intepretieren. Das ist nämlich das Großartige an dieser Umgestaltung: Du nimmst dir einen Satz und erzählst damit deine ganz eigene Geschichte. Nur so zum Spaß. Und den macht es!
Also werft doch mal einen Blick in eure literarischen Aussortier-Kandidaten. Vielleicht schlummern ja kleine Satz-Schätzchen auf den Seiten.
Huhuu,
das ist ja eine wirklich zauberhafte Idee ♥
Ich hab auch Unmengen an Büchern vom Flohmärkten oder anderswo zusammen gesammelt, um das eine oder andere Projekt umzusetzen! Deine kenne ich noch gar nicht, bin aber begeistert und wird auf alle Fälle mal nachgemacht 🙂 Vielen Dank fürs Teilen!
Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag und liebe Grüße,
Rosy
Vielen Dank 🙂
Ich bin total gespannt, was bei dir entsteht. Wird bestimmt toll.
Liebe Grüße
Anne