Neben meinem Büro liegt ein Wohngebiet. Ein paar Häuserblocks (allerdings von der angenehmeren Sorte), Kinder, die gerade Ferien haben und Rasenflächen. Große Rasenflächen. Und der Rasen muss natürlich regelmäßig gemäht werden.
Nun liegt mein Büro auf der Sonnenseite des Lebens, was für viel Licht, aber auch nicht zu unterschätzende Wäremeentwicklung sorgt. Wenn man das Fenster öffnet, weht ein leises Lüftchen und es kommt gleich Sommeratmosphäre auf. Außer an Tagen wie heute. Rasenmäher-Tagen.
Dann spielt sich Folgendes ab:
Fenster auf, die Vögel zwitschern, die Welt ist schön. Der Aufsitzrasenmäher rückt an. Es ist nur einer, aber da der Schall von den Häuserwänden reflektiert wird, hört es sich an, als wäre eine ganze Armada unterwegs. Fenster wieder zu. Es wird warm. Der Rasenmäher kommt näher. Es wird wärmer und es nervt langsam. Der Rasenmäher fährt – gefühlt – vor dem Fenster immer hin und her.
Zwei Stunden später. Der Rasenmäher verschwindet.
Aufatmen. Fenster wieder auf.
Der Mann mit dem Profi-Rasentrimmer rückt an. Ich ignoriere ihn. Er trimmt am anderen Ende des Wohnblocks. Das Fenster bleibt auf. Er kommt näher. Vor dem Bürofenster scheint es ungeahnte Mengen an Wildwuchs zu geben. Der Mann trimmt unter dem Fester. Und stutzt bei der Gelegenheit mit dem Rasentrimmer die Hecke. Ich schließe das Fenster. Das Telefon klingelt. Kann nicht telefonieren, weil mich der Mensch am anderen Ende wegen des Rasentrimmerlärms so schlecht versteht. Sage meinem Kollegen, dass es nur ein Geräusch gibt, das mehr nervt: Laubbläser.
Der Rasentrimmermann ist fertig.
Ich öffne das Fenster wieder und genieße die Stille.
Ein Mann mit Laubbläser rückt an.
Ohne Scheiß.
Er bläst mit dem Laubbläser den Rasenschnitt zusammen. Ich bin fassungslos und schließe das Fenster. Es wird warm. Der Mann mit dem Laubbläser steht unter meinem Fenster. Es ist sehr laut. Ich stelle mir die Frage nach dem Leid in der Welt und will nach Hause.
Eine halbe Stunde später: Der Mann mit dem Laubbläser ist fertig.
Ich bin es auch.