Vor ein paar Tagen hat beim ziellosen Bummeln durch einige Geschäfte ein Schlüsselanhänger meine Aufmerksamkeit geweckt. Normalerweise hängen so viele Schlüssel an meinem Bund, dass ich nicht noch zusätzliches Volumen hinzufügen will. Aber dieser Anhänger war ein Kaktus! Und aus Leder. Völlig sinnfrei natürlich, aber er hat mich spontan zum Lachen gebracht. Bevor ich ihn allerdings kaufen konnte, meldete sich der DIY-Ehrgeiz. “Kaktus kannste auch selber”, dachte ich mir.
Ich konnte. Der erste Versuch raubte mir allerdings fast den letzten Nerv. Ich wollte einen Kaktus nähen, aus Stoff, passendes Leder hatte ich nicht da. Da man an einen Schlüsselbund keinen 20 cm Kaktus hängen kann, wurde daraus eine Miniaturarbeit, die ich erst einmal als unlösbares Problem zur Seite legte. Ich wollte mich schon ärgern, dass ich den fertigen Schlüsselanhänger nicht einfach gekauft habe, da kam mir eine andere Idee. Und die funktionierte auf Anhieb.
Kaktus aus Partyteller und Stoff
Deswegen hier zuerst die ziemlich gelingsichere zweite Version. Ganz anders als ich ursprünglich geplant hatte, aber jetzt fest am Schlüsselbund installiert.
Schont die Nerven und man hat die meisten Materialien sowieso zu Hause:
Pappteller (die Party-Wegwerf-Teller, von denen man immer Restexemplare rumfliegen hat)
passenden Stoffrest
Klebstoff
Lochzange
ggf. Metallöse
Zuerst malst du dir auf, wie dein Kaktus aussehen soll. Meiner ist ca. 7 cm lang und 5 cm breit und passt gut an einen Schlüsselbund. Schneide deinen Kaktus aus und benutze ihn als Schablone.
Zeichne mit der Schablone den Kaktus dreimal auf die ebene Fläche des Papptellers. Warum Pappteller? Das beschichtete Material ist widerstandsfähiger und knickt nicht so leicht wie normaler Karton oder Pappe.
Aus dem Stoffrest deiner Wahl schneidest du den Kaktus zweimal aus. Einmal mit “Nahtzugabe” und einmal ca. 1 mm kleiner als die Schablone. Da du Vorder- und Rückseite brauchst, muss eine Version spiegelverkehrt sein.
Zunächst die drei Pappkakteen zusammenkleben. Dann eine Seite des Kaktus flächig mit Kleber einstreichen (die Kunst besteht darin, genug Klebstoff zu verstreichen, damit alles gut hält, aber nicht so viel, dass Flecken auf der Stoffoberseite entstehen). Kaktus auf den Stoff mit “Nahtzugabe” kleben.
Den Stoffüberstand ringsum mit der Schere einknipsen und dann auf der Kaktusrückseite festkleben. So kann man die Konturen sauber einfassen, ohne dass Falten entstehen. Ggf. an den Rändern gut andrücken.
Jetzt das Gegenstück aufkleben und alles gut trocknen lassen (am besten unter einem schweren Buch). Durch die drei Papplagen und den Klebstoff ist der fertige Anhänger ziemlich robust und übersteht auch längere Aufenthalte in der Handtasche. Wenn die Kanten etwas ausfransen sollten, verleiht das dem Kaktus nur ein paar Stacheln und erhöht den Charme.
In den getrockneten Kaktus mit der Lochzange ein Loch stanzen und die Metallöse einsetzen. Fertig.
Kaktus genäht
Wer starke Nerven hat und ein hohes Maß an Frustrationstoleranz, kann sich auch an der genähten Version versuchen. Um vom mittelmäßigen Nähergebnis abzulenken, habe ich noch eine Minitroddel dazu improvisiert.
Du brauchst dafür:
Stoffrest
Nähgarn
Nadel
Füllwatte
Kordel
starke Nerven
Als Schnittmuster habe ich den gleichen Kaktus wie oben genommen. Einfach zweimal mit Nahtzugabe zuschneiden, einmal davon seitenverkehrt.
Rechts auf rechts zusammennähen, dabei die Kordel mitfassen. Unten eine Öffnung zum Wenden und Füllen lassen.
Was ich bei dieser Aktion gelernt habe:
1. Am besten mit Hand nähen. Funktioniert bei dieser Minigröße besser.
2. Die Öffnungen an den Seitenarmen kann man sich sparen.
3. Hilfreich wäre auch ein größerer Abstand zwischen Seitenarmen und Stamm …
4. Und achte darauf, dass du die Kordel nicht auch an den Seitennähten mitfasst. Das ist nämlich nicht besonders hilfreich …
Jetzt die Nahtzugabe an Rundungen und Ecken vorsichtig bis zur Naht einknipsen. Nun auch die Nahtzugabe zwischen Armen und Stamm trennen. Auch hier die Kurven einknipsen.
Der nächste Schritt ist der komplizierteste: den Kaktus auf rechts wenden. Ich dachte erst, das geht gar nicht, es funktioniert mit viel Mühe aber doch. Zum Wenden habe ich die Rückseite eines kleinen Pinsels zu Hilfe genommen.
Dann den Kaktus mit Watte füllen. Auch hier leistet der Pinselstil gute Dienste. Zum Schluss die Öffnung mit Matratzenstich unsichtbar verschließen.
Geschafft. Jetzt kannst du dir echt auf die Schulter klopfen.
Wer mag stickt noch Stacheln auf.
Genäht oder geklebt – der Kaktus sorgt definitiv für gute Laune am Schlüsselbund.
Wenn du dich an dein eigenes Kaktusprojekt machst, dann lass gern einen Link dazu in den Kommentaren da. Vielleicht bist du geübte Miniaturnäherin und bekommst den viel viel besser hin als ich.
So oder so: Viel Spaß damit!