Der Herbst ist ein Künstler. Er liebt die großen Gesten, lässt Farben explodieren, malt die Welt an mit seiner reichen Palette. Von leuchtendem Gold bis zu den sattesten Rottönen. Er bringt Blätter zum Tanzen und lässt Kastanien und Eicheln ein Stakkato dazu trommeln. Lebensfreude und Übermut. Zurückhaltung verschiebt er auf später.
Der Herbst ist ein Poet. Er beherrscht auch die Zwischentöne. Lässt feine Nebelschwaden über den Senken schweben. Zeichnet filigrane Lichtmuster auf Waldböden und überzieht die Morgen und Abende mit einem warmen Schimmer.
Der Herbst ist ein Melancholiker. Wie keine Jahreszeit sonst verbindet er überbordende Schönheit mit dem Wissen um deren Vergänglichkeit. Neben strahlend blauem Himmel kennt er auch die verhangenen, trüben Tage, in denen alle Konturen zu verschwimmen scheinen und Grau sich wie ein Mantel auf die Welt legt.
Ich liebe den Herbst. Mit all seinen Seiten.
Er ist ein ausgezeichneter Lehrer, der daran erinnert, den Moment nicht zu verpassen. Das Spektakel zu genießen, das sich vor den Sinnen entfaltet. Genau hinzuschauen, wo doch der Blick auf jedes einzelnen Blatt lohnt.
Den Herbst kann man nicht warten lassen. Man muss ihn bestaunen, wenn er sich in all seiner Pracht zeigt.