Juni 10, 2015

Kleines Hausmittel gegen Schreibblockaden

oder: Die Angst des Bloggers vor dem leeren Bildschirm

Stell dir vor, du sitzt mit besten Vorsätzen an einem Blogbeitrag/Hausarbeit/Manuskript/Whatsoever. Du öffnest ein neues Dokument, legst die Finger auf die Tastatur, holst tief Luft und … nichts. Dir fällt einfach nichts ein. Jedenfalls nichts, was originell, sinnvoll oder tiefgründig genug wäre, um es zu Papier bzw. zu Dokument zu bringen. Du starrst auf den Bildschirm, dann in die Luft. Dir fällt auf, dass dein Stuhl unbequem ist …

An dieser Stelle setzen meist akute Prokrastinationsschübe ein (im Volksmund auch Aufschieberitis genannt). Du musst jetzt unbedingt alle deine Bücher nach Farben sortieren, Marmelade kochen, Katzenvideos auf YouTube schauen oder wenigstens prokrastinieren googeln …

Kommt dir irgendwie bekannt vor?

Durch jahrelange knallharte, investigative Recherche (=Selbstbeobachtung) kann ich fundiert behaupten, dass meistens eine von zwei möglichen Ursachen hinter der Schreibblockade steckt:

a) Dir fällt überhaupt nichts zum Thema ein. Gähnende Leere im Hirn.

b) Du hast so viele Gedanken und Teilaspekte im Kopf, dass du überhaupt nicht weißt, an welcher Stelle du anfangen sollst. Von sinnvoller Struktur ist schon mal gar nichts zu sehen.

Und gegen beide hilft das gleiche Hausmittel. Wie praktisch.

Diesen Beitrag wollte ich zum Beispiel schon seit Tagen geschrieben haben. Allerdings hatte ich total viele wichtige Dinge zu tun. Ja, wirklich. Ich musste zum Beispiel ganz dringend Marmelade kochen.
Bei mir steckte ein klarer Fall von Variante b) dahinter: ein Gedankenknäuel ohne Packende.

Und was hat jetzt geholfen?

Das:
just write
Klingt komisch, hilft aber: einfach schreiben. Und ganz wichtig: ohne Selbstzensur im Kopf. Greif dir den erstbesten Gedanken, der dir zum Thema durchs Hirn schießt und schreib ihn auf. Verfolge ihn weiter, und schau einfach mal, wohin er dich führt. Bei Schreibblockade a) taucht irgendwann eine Formulierung auf oder es bildet sich eine Idee, die dich packt. An der du dich festhalten kannst, und die fast von ganz allein in ein Thema führt. Manchmal reichen ein paar Sätze, manchmal muss man eine Weile stur schreiben – um dann völlig überrascht zu sein, wo man gedanklich gelandet ist.

Bei Schreibblockade b) funktioniert das genauso. Einfach alles aufschreiben, was einem so zum Thema durchs Hirn wabert. Früher oder später kristallisiert sich ein Kerngedanke heraus, der plötzlich Sinn ergibt, und um den sich ein Inhalt konzipieren lässt.

In hartnäckigen Fällen nach dem ersten Wild-drauflos-Schreiben eine Schreibpause einlegen. Ein, zwei Tage nicht dran denken, das gibt dem Hirn Gelegenheit, die Dinge ein bisschen zu sortieren. Und oft taucht dann in völlig entspannten Momenten DER Gedanke auf. Das habe ich tatsächlich schon oft erlebt.

In meinem speziellen Fall hieß das: zwei angefangene Artikel im Notizbuch mit Ideen und Gedankengängen, die allerdings ziemlich konfus waren und zu keinem Ziel kamen.

Dafür überfiel mich heute an der Bushaltestelle die Erkenntnis, dass ich eigentlich über Schreibblockaden schreiben sollte. Und tatsächlich hatte ich darüber in den beiden vorherigen Anläufen schon teilweise nachgedacht – nur, dass die noch in eine ganz andere Richtung führten. Auf einmal wusste ich aber, wo und wie ich anfangen wollte. Zusätzlich hatte ich aber noch eine Menge anderer Gedanken und Sätze im Notizbuch stehen, die ich an anderer Stelle mal wieder aufgreifen kann. Bei der nächsten Schreibblockade zum Beispiel.

Und jetzt habe ich nicht nur mein persönliches Soll erfüllt und einen neuen Beitrag geschrieben – zusätzlich habe ich auch frisch gekochte Marmelade im Vorratsschrank und einen neuen Linoldruck im Shop. Es lebe die Schreibblockade 🙂

Wer sich zu Motivationszwecken eine Schreiberinnerung an die Wand hängen oder auf den Schreibtisch stellen möchte, findet die ab sofort hier.

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