Der einfachste Weg, ein Buch zu basteln
Beim Aufräumen fiel mir neulich ein unscheinbares, blaues Büchlein in die Hände. Ich schlug es auf und wurde ins Jahr 2013 zurückversetzt. Diese Büchlein enthielt nämlich Fotos von besonderen Momenten und kleine Erinnerungen, die ich mir dazu aufgeschrieben hatte. Damals erschienen mir diese Momete ziemlich normal und belanglos. Heute, Jahre später, kommt es mir vor, als würde ich einen kleinen Schatz anschauen. Das Unspektakuläre von damals sind die schönen Erinnerungen von heute.
Dieses Büchlein war ein Leporello. Und mit solch einem Format begann vor noch längerer Zeit meine Leidenschaft fürs Buchbinden.
Es ist eine der einfachsten Formen, um ein eigenes Buch oder Album zu basteln, es ist unglaublich wandlungsfähig und hat selbst auch noch eine ziemlich lange Geschichte.
Weil ich diese Büchlein so mag, habe ich einen Basics-Post geschrieben, in dem du alles erfährst, um selbst mit Leporellos experimentieren zu können. Ich erzähle dir, was das überhaupt ist, es gibt eine Schritt-für-Schritt Vorlage, mit der du selbst eins basteln kannst und du erfährst nicht zuletzt, wie man sie variiert und was man alles Spannendes damit machen kann.
Was ist es und wer hat’s erfunden?
Fangen wir ganz am Anfang an. Was ist das überhaupt?
Ein Leporello ist ein faltbares Buch oder Heft, das aus einem fortlaufenden Streifen Papier besteht. Dieser Streifen wird im Zickzack gefaltet und bekommt meistens noch ein Cover. Es ist übrigens beides richtig: der oder das Leporello.
Der Zickzack-Falz sieht aus wie eine Ziehharmonika und so heißt die Buchform im Englischen auch: Accordion Book. Der bei uns geläufige Begriff Leporello geht charmanterweise auf die Mozart-Oper Don Giovanni zurück. Don Giovannis Diener trägt den Namen Leporello und führte ein Register über alle Liebschaften des Frauenheldes. Die Liste war lang und ließ sich auf der Bühne effektvoll ausklappen – weil sie die Form eines Faltbuches hatte. Und irgendwie ist der Name des Dieners an diesem Buchformat haften geblieben.
Eigentlich ist die Form aber noch viel älter und kommt aus Asien. Zuerst tauchte sie in China auf (zwischen 600 und 900) und wurde etwas später in Japan aufgegriffen. Dort sind Leporellos auch heute noch verbreitet und werden z.B. gern als kleine Reisetagebücher und für Papierandenken genutzt.
Anleitung für ein Leporello mit Umschlag
Die einfachste Version eines Faltbuches hat du gerade schon gesehen, das klappt auch ohne Vorlage.
Allerdings ist solch ein einfaches Papierbüchlein nicht sehr widerstandsfähig. Ein Umschlag wäre schön und festeres Papier auch. Vielleicht so in der Art?
Dieses Faltbuch hat ein Cover und einen Buchrücken und ist trotzdem ein echtes Leporello. Und hier ist die Bastelvorlage dafür:
Material
- Bogen Karton (50 x 70 cm)
- Schere
- Lineal und Bleistift
- ggf. Falzbein oder ein altes Messer
Schneide einen 10 cm breiten Streifen vom Karton-Bogen ab (über die gesamte Länge, er ist also 70 cm lang).
Markiere auf dem Streifen folgende Punkte: nach 7,5 cm – 8,5 cm – 16 cm. Das wird der Umschlag. Füge weitere Markierungen im Abstand von 7,5 cm hinzu, bis du zum Ende des Papierstreifens gekommen bist (es bleiben 1,5 cm übrig, die schneidest du einfach ab).
Rille den Karton an den Markierungen mit dem Falzbein (oder nimm die stumpfe Rückseite eines alten Messers dafür).
An den ersten drei Falzmarkierungen faltest du den Karton nach innen, danach immer abwechselnd nach außen und innen. Das sollte dann so aussehen:
Wenn du den kompletten Streifen gefaltet hast, kannst das Leporello zusammenfalten und den Umschlag zuklappen.
Dein Leporello hat ohne Umschlag 14 Seiten und die kannst du nun mit Inhalten füllen. Wenn du noch keine Ideen hast, lies einfach weiter, es kommen noch welche. Was immer geht: Mach das Büchlein zur Spielwiese für deine Kreativität und gestalte spontane Art-Journal-Seiten oder probiere neues Material aus. Das habe ich zum Beispiel mit dem Prototypen so gemacht.
Leporello-Varianten
Da die Grundform so einfach umzusetzen ist, lässt sich wunderbar damit experimentieren. Wenn du die folgenden Eigenschaften veränderst, kannst du die unterschiedlichsten Faltbücher basteln.
Formate
Es muss nicht immer Hochformat sein, du kannst genauso quadratische Seiten falten (so hast du mehr Freiheiten bei der Bildauswahl) oder sogar ein Leporello im Querformat anlegen.
Größe
Ich liebe Miniformate. Dabei kann man ziemlich schnell neue Idee ausprobieren. Ich habe zum Beispiel schon viele Leporellos in Streichholzschachteln untergebracht und das Minibuch mit dem aufgedruckten A funktioniert ähnliche wie die Variante in der Anleitung – es hat lediglich einen separaten, etwas stabileren Umschlag, in den die Leporelloseiten eingeklebt wurden.
Wenn du es als kleines Fotoalbum nutzen möchtest, dann orientiere dich an den üblichen Fotoformaten. Seiten mit der Größe 12 x 17 cm passen zum Beispiel sehr gut zu Standard-“10 x 15 cm”-Fotos.
Cover
Du kannst dein Leporello wie oben in einen integrierten Umschlag klappen oder an die erste und letzte Seite ein separates Cover kleben. Dafür beziehst du Pappe auf einer Seite mit dekorativem Papier oder Stoff und klebst die erste bzw. letzte Leporello-Seite auf der Rückseite fest.
Verschluss
Wenn du vorhast, viele Bilder oder Papiere einzukleben, dann versieh dein Faltbuch mit einem Band zum Zubinden. Das kannst du fest mit dem Umschlag verkleben oder einfach nachträglich drumherum wickeln.
Notizseiten einfügen
Du kannst sogar in einen der Falze zusätzliche Seiten heften. So hast du nicht nur ein schönes Album, sondern gleichzeitig Platz für die Geschichten zu den Fotos. Das habe ich z.B. hier gemacht:
Dieses Buch lässt sich in mehrere Richtungen falten, deswegen ist der Notizteil auch nicht auf einer Ebene mit den Fotos. Du kannst ihn aber auch ganz normal zwischen zwei Seiten heften.
Länger werden
Du wirst schnell an einen Punkt kommen, an dem ein 70 cm langer Bogen zu kurz für die gewünschte Seitenzahl ist. Die Lösung: Schneide zwei Streifen zurecht und falte sie im Leporello-Zickzack. An einer Seite musst du nur eine 1-1,5 cm breite Lasche stehenlassen, mit der du die Streifen einfach zusammenklebst.
Dafür eignen sich Leporellos
Als Fotoalbum
Das ist wahrscheinlich die häufigste Weise, auf die ein Leporello mit Inhalten gefüllt wird. Es sind hübsche, kleine Fotoalben, die am besten funktionieren, wenn man ein ganz bestimmtes Ereignis festhalten will: die schönsten Hochzeitsfotos, Babybilder, Urlaubsmomente, ein Geburtstag …
Da man das Buch ja auch aufstellen kann, hat man so gleichzeitig eine kleine Galerie.
Dankbarkeitstagebuch und Listen
Vor allem kleine Formate sind super, um kurze Gedanken zu einem Thema zu sammeln. Wie wäre es zum Beispiel mit einem ungewöhnlichen Dankbarkeitstagebuch?
Das Prinzip lässt sich natürlich auch abwandeln in eine originelle Liebeserklärung (X Dinge, die ich an dir mag) oder in eine Liste voller Komplimente …
Reisetagebuch
Die schönsten Urlaubsfotos, Eintrittskarten und Papierschnipsel, hübsch gestaltete Seiten … So ein Leporello gibt ein hervorragendes, kleines Reisetagebuch ab.
Ein Jahrbuch
Das ist eine meiner liebsten Einsatzbereiche. Wenn du dein Leporello mit 12 Seiten ausstattest, hast du das perfekte, kleine Jahrbuch. Für jeden Monat gestaltest du eine Seite – das ist nur wenig Aufwand, aber am Ende des Jahres hast du trotzdem die schönsten Erinnerungen festgehalten.
Und vielleicht geht es dir dann eines Tages wie mir: Dir fällt ein sieben Jahre altes Leporello in die Hände und du erinnerst dich plötzlich an all die einzigartigen Momente, die du festgehalten hast. Damals erschienen sie dir unspektakulär, heute sind es kleine Erinnerungsschätze …
Fallen dir noch mehr Ideen ein, mit denen man so ein Büchlein füllen könnte? Dann ergänze deine Anregungen doch einfach in den Kommentaren!
I do my own leporellos 8x 6,5 cm and do miniature pencil drawings sizes vary between 2,5x3cm and 5x4cm, all Irish historical and mysterious subjects
If I can sell them the money is for my favourite spot: Shannon Harbour in County Offaly.
My latest gimmick: the smallest Irish museum 27x14x24 cm, 2 storeys with 19 original pencil drawings sizes 2,5x3cm framed