Ist es nicht schön, wenn man sieht, wie etwas wächst, größer wird – und vielleicht sogar Blüten trägt? Jetzt stell dir mal vor, du könntest das mit einem Gruß, einem Glückwunsch oder einem kleinen Geschenk erreichen. Klingt komisch – geht aber, und zwar mit Samenpapier.
Ich habe ein wenig experimentiert und zeige dir, wie du dein eigenes Papier herstellen kannst – und was sich damit alles anstellen lässt. Wie immer beim Selbermachen und bei DIY-Projekten hast du viel mehr Möglichkeiten. Du kannst die Papiergröße und die Form bestimmen und dir aussuchen, was denn da am Ende wachsen (und blühen) soll.
Was ist Samenpapier?
Aber zuerst: Was ist Samenpapier überhaupt? Bei diesem speziellen Papier wird der Pulpe (dem stark verdünnten Papierfaserbrei) Samen beigemischt. Oft ist dieses Papier handgeschöft, ich habe mittlerweile aber auch schon maschinell hergestellte Samenpapiere gesehen.
Das Geniale dabei: Du kannst das Papier in einen Blumentopf oder ein Beet legen, mit etwas Erde bedecken und feucht halten. Nach ein paar Tagen siehst du erste Keimlinge. Aus deinem Papier wachsen Pflänzchen – was genau da wächst, hängt von deinen beigemischten Samen ab.
Welche Samen eignen sich dafür?
Blumen sind für Samenpapier immer eine gute Idee. Ich habe zum Beispiel eine Sommerblumenmischung verwendet. Du könntest aber zum Beispiel auch Vergissmeinnicht verwenden oder andere Blumen mit einer Bedeutung (die Samen dürfen nur nicht zu dick sein – Sonnenblumen funktionieren nicht). Du musst dich aber nicht auf Blumen beschränken. Warum nicht Kressesamen nutzen? Das Papier brauchst du später noch nicht einmal in die Erde legen, sondern kannst es direkt feuch halten und die Kresse auf den Papierfasern wachsen lassen.
Anleitung für dein selbstgemachtes Samenpapier
Papierschöpfen ist immer mit viel Wasser und ein bisschen Matscherei verbunden. Mach es an einem warmen Tag draußen, dann musst du dich nicht um deinen Fußboden sorgen. Kinder haben daran übrigens auch viel Spaß – vielleicht wäre das ja ein Wochenend- oder Ferienprojekt?
Material und Zubehör
Fürs Papierschöpfen brauchst du neben Altpapier oder anderen Papierresten ein bisschen Zubehör:
Das brauchst du:
- Schöpfrahmen*
- ein großes Gefäß, in dem der Schöpfrahmen bequem Platz hat
- Altpapier (Papierreste, Eierkartons, Küchentücher, Briefumschläge …) – am besten unbedruckt
- Samen nach Wahl
- 2 alte Geschirrtücher oder Gautschfilz
- Nudelholz
- großen Löffel
- ggf. Ausstechformen für Plätzchen
- ggf. alten Mixer oder Pürierstab
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Pulpe herstellen
Die Basis für dein selbst geschöpftes Papier ist Pulpe, ein Brei aus Papierfasern. Dafür brauchst du Altpapier, das du in kleine Stücke reißt. Am besten ist unbedrucktes Papier – du kannst auch alte Zeitungen verwenden, dann wird dein geschöpftes Papier allerdings grau, weil die Druckerschwärze es färbt.
Gib die Papierschnipsel in ein großes Gefäß und bedecke alles mit lauwarmem Wasser. Das Ganze lässt du über Nacht stehen, damit sich das Papier komplett im Wasser auflöst. Du kannst den Prozess beschleunigen, wenn du einen alten Mixer oder Pürierstab benutzt (am besten hast du den schon ausrangiert und nutzt ihn nur noch für Bastelprojekte).
Wenn sich dein Papier komplett im Wasser aufgelöst hat, rührst du alles durch (evtl. musst du auch noch etwas Wasser nachfüllen) und bist fast startklar. Es fehlen nur noch die Samen, die kannst du nun direkt in dein Gefäß streuen und alles noch einmal durchrühren.
Das Samenpapier schöpfen
Tauche den Schöpfrahmen ins Wasser und hebe ihn langsam und vorsichtig wieder heraus. Nimm das obere Rahmenteil ab und stürze dein frisch geschöpftes Papier auf ein Geschirrtuch (eigentlich verwendet man ein Gautschfilz, das saugt mehr Wasser auf, aber ein altes Geschirrtuch tut es auch). Nimm den Rahmen komplett ab und bedecke das Papier mit einem zweiten Filz oder Tuch. Jetzt rollst du vorsichtig mit dem Nudelholz über das abgedeckt Papier, um das Wasser herauszudrücken. Lege den Papierbogen anschließend zum Trocknen auf eine glatte Oberfläche (ganz vorsichtig sein, das nasse Papier ist super empfindlich; am besten nutzt du das Geschirrtuch oder Filz, um deinen Papierbogen zu stürzen bzw. auf eine andere Oberfläche zu transportieren).
Papier in Formen herstellen
Hier ist ein kleiner Trick, mit dem du dein Papier gleich in Form schöpfen kannst. Natürlich könntest du später auch die Papierbogen zurechtschneiden, dann verlieren die Motive aber ihre rauen Kanten, die so typisch für handgeschöpfte Papiere sind. Mit diesem Trick sehen die Formen natürlicher aus: Verwende Plätzchenausstecher. Ob Blüten, Herzen, Schmetterlinge oder Sterne – werde ruhig kreativ.
Lege die Plätzchenform auf das Schöpfsieb und gieße die Pulpe mit einem großen Löffen oder einer Schöpfkelle direkt in die Form. Mach die Papierlage nicht zu dünn, die Formen dürfen ruhig etwas stabiler und dicker werden.
Wenn du sie gefüllt hast, verfährst du weiter wie bei den Papierbogen auch und drückst das Wasser zwischen zwei Lagen Gautschfilz oder Handtüchern heraus und lässt die Motive trocknen. Das Papier trocknen ziemlich schnell. Wenn es sich zu sehr wellt, beschwere es mit einem alten Buch (ich lege vorher gern eine Sperrholzplatte drauf).
Ideen für Samenpapier
Gratulation, du hast nun dein eigenes DIY-Samenpapier hergestellt. Aber vielleicht fragst du dich, was du jetzt damit machen sollst … Du kannst es natürlich direkt bestempeln, bemalen oder als Brief beschreiben (teste deinen Stift vorher auf einem Stück deines Papiers. Tinte verläuft meistens sehr stark auf handgeschöpftem Papier, Fineliner funktionieren oft – das hängt immer von den jeweiligen Papierfasern ab).
Hier sind ein paar Ideen für dein frisch geschöpftes Papier.
Gestalte Grußkarten
Das geht schnell und unkompliziert mit den in Form geschöpften Papieren. Ich habe die Samenpapierblüte einfach mit einem kleinen Stück doppelseitigem Klebeband auf gefalteten Karton geklebt und den Hintergrund ein bisschen gestaltet.
Nutze Samenpapier als Geschenkanhänger
Du musst nur ein kleines Loch in deine Form stanzen und schon kannst deine Papierform an ein hübsch verpacktes Geschenk hängen oder es als Etikett für ein Mitbringsel nutzen (ergänze ruhig einen Namen oder einen Gruß).
Konfetti aus Samenpapier
Das ist vor allem dann eine gute Idee, wenn du Papierbogen hast, die ein bisschen missglückt sind. Das kommt bei den ersten Versuchen manchmal vor. Dann nimm dir einen Motivstanzer und verarbeite diesen Bogen einfach zu Konfetti. Fülle es in ein kleines Tütchen oder packe es mit in einen Geschenkkarton. Das ist auch eine süße Idee für Hochzeiten – denn dieses Konfetti lässt sogar Blumen wachsen.
Tipps zum Schluss
Füge deinen kreativen Geschenken aus Samenpapier am besten immer eine kleine Pflanzanleitung bei. Orientiere dich dabei an den Infos, die auf der Verpackung der Samen standen. Manche müssen nur leicht mit Erde bedeckt werden, andere sollten 1-3 cm tief in die Erde, wieder andere erst ab April nach draußen … Solche Infos helfen dabei, dass die Samen später auch wirklich aufgehen.
Ein kleines Wort der Warnung: Du wirst nach dem Papierschöpfen vermutlich noch Pulpe oder einen Rest Wassergemisch übrig haben. Kippe den bitte nicht in die Toilette! Je nach Menge der Papierfasern kann das zu unschönen Überraschungen führen. Am besten kippst du das Wasser draußen oder direkt in deinem Garten aus. Die Papierfasern sind quasi Kompost und mit den restlichen Samen begrünst du gleich ein Fleckchen Erde.
Die Abkürzung
Du findest Samenpapier toll, das Ganze ist dir aber viel zu aufwändig? Auch das ist kein Problem. Bestelle es dir einfach fix und fertig nach Hause – zum Beispiel auf Etsy*. Dann kannst du gleich zum zweiten Teil übergehen und dein Papier in kreative Projekte verwandeln.
Hast du schon mal Samenpapier geschöpft? Und welche Sorte Samen hast du verwendet? Lass es mich in den Kommentaren wissen!
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