Auch wenn die Deko- und Einrichtungsläden kurz nach Weihnachten bereits den Frühling einläuten, ein Blick aus dem Fenster verrät: Es ist Winter. Und das könnte noch eine ganze Weile so bleiben.
Der Winter macht was mit mir. Seit ich wieder mit Blick auf die Natur wohne, lasse ich mich auch wieder stärker von ihr durch die Jahreszeiten begleiten. Im Moment herrscht draußen Sendepause. Alles kahl, alles leer – nichts passiert. Scheinbar. Denn natürlich passiert in dieser Zeit ganz viel. Man sieht es nur nicht. Die Ruhephase ist ein Kräftesammeln, ein Atemholen vor dem Neustart.
Ich staune über die Stille. In meinem Kopf ist es oft so laut. Es kommt mir vor, als wolle die ganze Welt meine Aufmerksamkeit. Jede Nachricht, jede Information wird mit viel Getöse präsentiert und schreit: Schau. Mich. An.
Manchmal schaffe ich es und sage einfach Nein. Dann nehme ich mir ein Beispiel am Winter und lasse das laute Getöse an mir vorbeiziehen. Bis Stille einkehrt.
Ich habe gelernt, dass ich solche Momente brauche. Im Gegensatz zum Winter mache ich das natürlich nicht mehrere Wochen oder gar Monate am Stück. Aber ich versuche, der Stille ganz bewusst einen Platz in meinem Alltag einzuräumen. Im Auto auf meiner Pendlerstrecke bleibt das Radio häufig aus. Ich gönne mir Zwischenzeiten und Pausen ohne Handy und Internet, ohne Nachrichten, Instagram und E-Mails. Ich mache öfter Spaziergänge oder sitze mit einer Tasse Kaffee oder Tee am Fenster und schaue einfach nur hinaus. Lasse mich von der Stille draußen inspirieren. Und wenn es richtig kalt und ungemütlich ist, gönne ich mir meinen persönlichen Luxus und schaue dem Feuer im Kamin zu.
Manchmal sind es nur ein paar Minuten, manchmal ist es eine Autofahrt oder ein Abend. Aber die Stille macht für mich tatsächlich einen Unterschied.
Wisst ihr, was mir dabei aufgefallen ist? Stille ist nicht unbedingt eine passive Angelegenheit. Es gibt zwar die erschöpfte und müde “Lasst mich in Ruhe, ich brauche jetzt eine Pause”-Version. Es gibt aber auch eine Stille, die einen erst richtig ins Leben stellt. Wenn man nicht abgelenkt wird, hat man plötzlich Augen und Ohren für den Augenblick. Das Leben spielt sich immer in genau diesem Moment ab. Schön, wenn man gelegentlich mit dabei ist 🙂
Stille kann auch aufregend kribbeln und lebensfroh sein. Man spürt quasi, wie sich der Tatendrang in Postition bringt, bereit, die nächsten Herausforderungen anzupacken.
Der Akku ist wieder im grünen Bereich. Kann losgehen.
Sehr schön geschrieben und so wahr! Dein Text hat mich zum nachdenken angeregt, vielen Dank!
Marie
Vielen Dank, Marie. Es freut mich sehr, wenn der Text in anderen was zum Klingen bringt.
Liebe Grüße, Annegret
Hallo Annegret, was für ein toller Text! Nach dem Durchlesen habe ich bewusst meine Musik ausgeschalten:-) Mein nächster Beitrag widmet sich diesem Thema und da hab ich einen Link zu deinem Text eingebaut. Stille ist unheimlich inspirierend und schenkt einem Kraft und Energie, weshalb wir uns alle an der Natur ein Beispiel nehmen sollten.
Liebe Grüße Steffi von https://sweetbakingstories.wordpress.com/
Hallo Steffi,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Auf deinen Stille-Beitrag freue ich mich schon und werde ihn gespannt lesen.
Liebe Grüße
Annegret