Vor einer Weile war ich recht spontan in Den Haag. Ich hatte noch ein paar Tage Urlaub, keinen wirklichen Plan und surfte ein bisschen durchs Internet. Weg wäre schon schön – aber ohne lange Anreise. Küste oder Benelux vielleicht …? Dann stieß ich auf ein schnuckeliges Hotel im „Sonderangebot“ und das war zufällig in Den Haag. Also dachte ich mir: „In Den Haag war ich noch nie, warum also nicht einfach mal hinfahren?“ Der Mann sah das ähnlich. Wir packten also kurzerhand die Tasche.
Wir stolperten völlig unvorbereitet und ohne großen Plan in die Stadt – und hatten drei sehr schöne Tage. Das kann man dort nämlich wirklich gut machen – sich einfach mal treiben lassen und die Stadt „zufällig“ entdecken.
Den Haag hat eine hohe Aufenthaltsqualität. Das klingt vielleicht ein bisschen technisch, wer aber schon dort war, weiß, was ich meine. Es gibt einige Sehenswürdigkeiten, die schafft man aber relativ zügig. Ansonsten empfiehlt sich ein entspannter Mix aus mal hier gucken und mal da, ein bisschen Schaufensterbummel, Atmosphäre genießen, Nordsee ansehen und am Strand spazieren und es insgesamt entspannt angehen lassen.
Falls es euch also ebenso spontan nach Den Haag verschlagen sollte, bekommt ihr hier meine total subjektiven, persönlichen Reisetipps.
Zunächst: Besser mit der Bahn anreisen. Parkplätze sind rar und/oder sehr teuer. Insgesamt ist Autofahren dort kein Vergnügen. Das Fahrrad ist natürlich Fortbewegungsmittel der Wahl. Alternativ kommt man gut mit Bus und Tram durch die Stadt.
Kultur
Wenn man so völlig unvorbereitet in die Stadt reist, lohnt es sich, die Erkundungstouren an der Stadtinformation zu beginnen. Architekturfans bekommen ihr erstes Highlight zu sehen, denn das befindet sich in einem Richard-Meier-Bau. Alle anderen freuen sich, weil man das große, weiße Gebäude nicht verfehlen kan.
Dort erfährt man, dass man z.B. folgende Sehenswürdigkeiten nicht verpassen sollte:
den Binnenhof, den Friedenspalast (sieht man übrigens auch gut aus der Straßenbahn auf dem Weg zum Strand), das Mauritshuis (dort hängt Vermeers Bild „Das Mädchen mit den Perlenohrringen“).
In der Stadtinformation gibt es verschiedene Broschüren für „Stadtspaziergänge“ zu einem bestimmten Thema, z.B. Art Nouveau. Damit erkundet man nicht nur die Stadt, sondern entdeckt Dinge, an denen man sonst vermutlich vorbeigelaufen wäre. Wie dieser bezaubernde Eingang:
Altstadt
Verwinkelte Gässchen, immer neue Blickwinkel, eine prachtvolle Passage und viele, viele Läden. Im Herzen der Altstadt sind zwar hauptsächlich Filialisten zu finden, es lohnt sich aber, z.B. in den großen H&M Shop zu gehen. Nicht des Sortiments wegen, sondern weil das Gebäude einfach großartig ist. Wer bis in die oberste Etage fährt, hat besten Blick auf eine eindrucksvolle Kuppel.
Abends
Wenn der Hunger kommt, hat man reichlich Auswahl. Meine Lieblingslocation war defininitv der Plein. Ein von Bäumen gesäumter Platz direkt neben dem Binnenhof. Hier hat man die Qual der Wahl, was Restaurants und Bars angeht. Das Schöne: Man kann auch draußen sitzen, wenn es schon etwas kühler ist. Die meisten Restaurants haben Heizpilze, manche sogar kleine Gaskamine. Hier lässt es sich hervorragend sitzen und gucken. Das Publikum ist bunt gemischt. Besucher, Einheimische und viele, die in den Ministerien nebenan im Binnenhof arbeiten.
Als kleinen Verdauungsspaziergang kann man anschließend noch einmal quer durch die Altstad schlendern bis zur Nordeinde. Dort kommt man am „Arbeitspalast“ des niederländischen Köngis vorbei. In der Straße selber reiht sich eine Kunstgalerie an die nächste, alle stimmungsvoll beleuchtet. Und dann war da noch dieser Hutladen. Ich liebe Hutläden.
Scheveningen
Man kann natürlich nicht nach Den Haag fahren, ohne wenigstens einmal den Strand besucht zu haben. Von der Innenstadt kommt man ohne Probleme mit der Straßenbahn dorthin. Wenn man zufällig an einem Mittwoch oder Samstag Richtung Scheveningen fährt, sollte man am Leuchtturm Zwischenstation machen. Den kann jeweils um 14 Uhr besichtigen.
Von oben hat man einen gigantischen Blick über Stadt und Strand. Auch bei mittelprächtigem Wetter.
Richtig mondän geht es im Kurhaus zu. Zwar wird man selten in die Verlegenheit kommen, im High-Society-Hotel abzusteigen, was man aber prima machen kann: sich im hoteleigenen Restaurant Kaffee und Kuchen bestellen und mit Blick aufs Meer genießen. Fühlt sich gleich ein bisschen glamourös an.
Scheveningen hat außerdem noch ein Museum, das man eigentlich nur findet, wenn man es sucht. Ich habe mich ein bisschen verknallt, weil es so herrlich altmodisch ist. im „Muzee Scheveningen“ macht man eine kleine Zeitreise durch liebevoll nachgebaute alte Zimmern, Läden, Schiffe etc. Außerdem gibt es eine spannende Meeresabteilung mit einem Korallenriff, durch das man durchlaufen kann. Nicht nur für Kinder ein großer Spaß. Es lohnt sich, dort vorbeizuschauen.
Einkaufen
Im Urlaub bummle ich gern durch ungewöhnliche Läden. Und davon gibt es einige. Die Filialisten in der Altstadt lassen mich eher kalt, aber die Haager Passage sollte man unbedingt anschauen. Wer Ungewöhnliches von schrill bis schräg mag, wird z.B. in der Molenstraat fündig.
Ins Herz geschlossen habe ich auch den Museumsshop. Der Laden heißt tatsächlich so und man findet durchweg Dinge, von denen man nicht wusste, dass man sie braucht. Aber in schön und originell. Dort wird z.B. dem Ausmaltrend für Erwachsene echte Kunst entgegengesetzt. Man malt nicht irgendwas aus, nein, sondern einen Van Gogh. Oder so.
Der Lieblingsmann hat dort schöne Manschettenknöpfe gefunden und ich bin zwar nicht bei Van Gogh geblieben, habe mir aber Postkarten zum Ausmalen mitgenommen. Mit holländischen Fliesenmotiven. Ja, ich mag es seltsam.
Auf der malerischen Straße Lange Voorhout findet Donnerstag und Sonntag von 10-18 Uhr ein Kunst- und Antikmarkt statt. Alte Bücher, Kunst und Krempel, ein Stöberparadies. Ohne altes Buch konnte ich auch diesen Ort nicht verlassen.
Und sonst so?
Auch sonst gibt es noch ziemlich viel zu entdecken. Den Haag hat z.B. ein chinesisches Viertel, so ein richtiges China Town mit verziertem Tor und allem. Es gibt waschechte Grachten, an denen man langspazieren kann. Spannend ist auch die Haagsche Bluf, eine kleine Einkaufszone auf deren zentralem Platz man prima einen Kaffee trinken kann. Der moderne Komplex wurde erst kürzlich errichtet. Der Bluff: Man hat mal eben historische Fassaden vor die moderne Fassade geklebt. Sieht alt aus – ist es aber nicht.
Wer also in nächster Zeit einmal die Nachbarn besuchen sollte – ein Abstecher nach Den Haag lohnt immer.
Liebe Grüße
Anne
Vielen Dank für die Inspiration! Ich fahre nächste Woche – auch recht spontan – nach Den Haag und fühle mich nun noch vorfreudiger!