Der kleine Garten rings um unser Haus hat ein paar … nun ja … spezielle Eigenschaften. Erstaunliche Höhenunterschiede, seltsame Bodenbeschaffenheit, suboptimale Verteilung von Licht und Schatten. In den Jahren, in denen wir hier wohnen, ist er mir aber trotzdem sehr ans Herz gewachsen und ich taste mich stetig voran und probiere, was geht und was nicht. Azaleen und Rhododendren gehen zum Beispiel ganz wunderbar. Von Anfang an war aber klar, das eine Sache herausfordernd wird: Gemüse.
So ganz wollte ich mich aber nicht geschlagen geben, denn eine Stelle haben wir doch, die sich sonnentechnisch wirklich gut eignen würde: Es ist unser Balkon.
Nachdem ich den Mann anfangs mit Experimenten in Blumenkästen und Töpfen diverser Größen etwas strapaziert hatte (der Balkon war leider schon mit Gurken, Radieschen, Erdbeeren, Paprika etc. vollgestellt, da kann man sich nicht auch noch hinsetzen …), wollte ich das in diesem Jahr etwas strategischer angehen. Ich hatte mir gedacht, dass ein Hochbeet doch eine prima Lösung wäre. Bei Recherchen stellte sich allerdings schnell heraus, dass Größe ein echtes Problem ist. Klassische Hochbeete sind zu groß für meinen Balkon (außerdem sollte die Erde auch nicht direkt auf den Balkonplatten liegen) und balkongerechte “Beete” waren mir entweder zu klein oder nicht tief genug. Ich war kurz davor, mir mein optimales Hochbeet von Grund auf selbst zusammenzuschrauben (wäre aber damit wahrscheinlich erst im Herbst fertig geworden). Dann habe ich einen Blumenkasten bei ikea gefunden und den kurzerhand zum kleinen Hochbeet umfunktioniert, quasi ein ikea-Hack. Und da das ziemlich gut geklappt hat (und dieses System ein paar Vorzüge hat – u.a. den Preis), zeige ich euch das einfach mal.
Material:
Blumenkasten Askholmen
Teichfolie (0,5 m bei 2 m Länge)
Klebstoff für Plastik
Erde
Die Bodenplatte des Blumenkastens habe ich nach ganz unten verlegt. Dann habe ich eine lange Bahn aus der Teichfolie zurechtgeschnitten und zwei kürzere. Die Kanten der Seitenbahnen habe ich mit dem Plastik-Klebstoff auf die lange Folienbahn geklebt (unbedingt im Freien machen, sonst vernebelt einem der Klebstoffdunst das Hirn). Das soll nur halten, es muss nicht komplett dicht abgeklebt werden (wir wollen ja schließlich keinen Teich bauen).
Zum Schluss habe ich noch die oberen Kanten passend zugeschnitten und auf den Holzrahmen geklebt. Tackern funktioniert jedoch auch.
Damit auch bei starkem Regen kein Teich aus meinem Minibeet wird, habe ich kurzerhand noch kleine Löcher in die Folie am Boden gepiekt, damit das Wasser ablaufen kann.
Nun muss natürlich noch Erde ins Beet. Und es passt erstaunlich viel Erde hinein. Ich hätte das natürlich vorher ausrechnen können, aber ich wollte nicht 🙂
Als unterste Schicht habe ich eine Lage Laub in den Kasten gelegt (das kann verrotten und noch als Dünger dienen). Anschließend habe ich richtig gute Spezialerde für Gemüse mit nicht ganz so guter (dafür deutlich günstigerer) Blumenerde gemischt und alles eingefüllt. Der Profi wartet anschließend ein paar Tage, bis sich die Erde gesetzt hat. Der Ungeduldige (=ich) pflanzt dann direkt drauf los und nimmt in Kauf, dass alles noch etwas nach unten absackt.
Ich habe also gleich eine Reihe Möhren ausgesät, zwei Salatpflänzchen gepflanzt und noch ein paar Zwiebeln gesät. Bis dato funktioniert alles wunderbar. Die Möhren haben bereits gekeimt, die Zwiebeln sind kurz davor und vom Salat habe ich sogar schon was geerntet. Ob an dem Gemüse dann tatsächlich mehr dran ist also nur Kraut, wird sich zeigen. Ein Problem habe ich im Balkongarten jedenfalls definitiv nicht: gefräßige Nacktschnecken.
Man kann den Blumenkasten übrigens auch als Parkplatz für bepflanzte Töpfe und Balkonkästen vom Vorjahr nutzen …
Ich bin mit meiner Lösung bis jetzt wirklich zufrieden. Wenn sich dann auch noch Gemüse ernten lässt, werde ich im nächsten Frühjahr wahrscheinlich noch ein weiteres Minibeet installieren.
Wie es weiterging
Update 2021: Mittlerweile starten meine Balkonhochbeete in ihre 5. Saison und sie schlagen sich gut. Es ist noch ein drittes Beet dazugekommen, ich musste bisher lediglich die Teichfolie hier und da neu am oberen Rand befestigen und ich habe viele Erfahrungswerte beim Gärtnern gesammelt.
Die kleinen Beete sind perfekt für Salate aller Art und Mangold hatte ich sogar den kompletten Winter hindurch. Radieschen ziehe ich auch jedes Jahr und säe sie oft schon Mitte Februar aus. Was ebenfalls gut funktioniert: Möhren (die werden nur etwas kleiner), Rote Beete, Peperoni, Küchenkräuter, Zuckerschoten (mit Rankhilfe), Erdbeeren und sogar eine Aubergine und eine Tomate hatte ich bereits im Beet.
Als Fail haben sich bisher Kürbis, Blumenkohl und Rosenkohl herausgestellt (viel Grün, viele Raupen, kaum Ertrag).
Jedes Frühjahr muss ich Erde nachfüllen und mische eine ordentliche Portion Kompost unter. Außerdem wechsle ich die Bepflanzung der Kästen durch, damit stärker zehrende Pflanzen nicht immer in derselben Erde stehen.
Würde ich es wieder so machen? Auf jeden Fall! Für meinen Balkon ist das genau die richtige Lösung.
Du bist dabei, dein Gartenjahr zu planen? Dann findest du hier Tipps, wie du deine Erfahrungen und Ideen am besten sammeln kannst.
Du willst den Überblick nicht verlieren, was du wo ausgesät hast? Mach dir witzige kleine Pflanzschilder selbst.
Das ist ja ne echt gute Idee, muss ich mir merken. Danke schön.
Liebe Grüße
Katja
Immer gern :-). Ich bin selbst noch gespannt, ob das gemüsetechnisch so funktioniert, wie ich mir das gedacht habe.
LG
Anne
Super, ich habe nach einer Lösung gesucht die Kästen von IKEA zu bepflanzen und bin bei der Suche nach einem passenden Pflanzkübel den man reinsetzen kann fast verzweifelt. Jetzt werde ich es mit der Teichfolie machen.
Dabke:)