Hast du schon mal ein Herbarium angelegt? Ich hatte große Lust auf ein ganz besonderes Tagebuch, das meine Begeisterung für das einfängt, was draußen gerade wächst und dachte mir: Warum nicht auf meinen Spaziergängen einfach Pflanzen sammeln und die für sich sprechen lassen?
Aber ist ein Herbarium ein Tagebuch? Ursprünglich nicht. Das hält mich aber nicht davon ab, das eine mit dem anderen zu verbinden.
Was ist ein Herbarium überhaupt?
Du fragst dich, was ein Herbarium überhaupt ist? Ganz nüchtern betrachtet ist das eine Sammlung konservierter Pflanzen oder Pflanzenteile, die überlicherweise für wissenschaftliche Zwecke oder den Biologieunterricht angelegt wird.
Beide Zwecke sind allerdings ein bisschen trocken – so wie die Pflanzen in diesen Sammlungen. Ich finde, ein Herbarium kann genauso gut ein ungewöhnliches Tagebuch sein, in dem du festhältst, wie sich die Natur um dich verändert und was du alles entdeckt hast.
Kleiner Bonus: Du lernst eine Menge über Pflanzen und wo sie zu finden sind. Das kann nützlich sein. Wenn man jetzt zum Beispiel überall das Scharbockskraut gelb blühen sieht und erfährt, dass die Blätter voller Vitamin C stecken und essbar – allerdings nur bevor das Kraut blüht. Wenn du jetzt weißt, wie es aussieht und wo es steht, kannst du die Blätter im nächsten Jahr früher sammeln und in deinen Salat packen.
Pflanzen schnell pressen
Ins Herbarium kommen konservierte bzw. getrocknete und gepresste Pflanzen. Normalerweise legt man die Pflanzen auf ein Blatt Papier, bedeckt sie mit einem weiteren Papier und legt ein schweres Buch darauf. Mehrere Tage später ist die Pflanze trocken und platt – bereit, um ins Herbarium geklebt zu werden.
Wer keine Lust hat, mehrere Tage zu warten: Es gibt auch eine Abkürzung.
Pflanzen schnell pressen, das geht in der Mikrowelle. Ich habe das jetzt schon ein paar Mal probiert, und es funktioniert tadellos.
Du legst deine Pflanze zwischen zwei Lagen Küchenpapier auf den Teller der Mikrowelle. Nun brauchst du etwas, womit du sie beschweren kannst: ein mikrowellengeeignetes Geschirr mit einem flachen Boden. Ich nehme oft eine kleine Auflaufschale aus Glas dafür. Die stellst du auf das Küchenpapier mit Pflanze, so wird sie gepresst, während die Mikrowelle dafür sorgt, dass das Wasser verdampft und dein Küchenpapier es aufsaugt.
Die Mikrowelle stellst du auf 800-1000 Watt und 40 Sekunden. Nimm das Küchenpapier anschließend vorsichtig raus und schau nach, was deine Pflanze macht. Wenn sie sich noch etwas feucht anfühlt und noch nicht komplett “starr” ist, pack sie noch einmal für 20 Sekunden in die Mikrowelle. Dünne Blätter wie z.B. junger Löwenzahn sind sehr schnell trocken. Dickere Blüten und Blätter brauchen etwas länger und mehrere Durchgänge.
Pflanzen bestimmen
Wenn du ein Herbarium anlegst, solltest du natürlich auch die Pflanzen kennen, die du dort einklebst. So kannst du einerseits einen Bogen um giftige Pflanzen machen und gerätst auch nicht in Gefahr, etwas abzurupfen, was unter Naturschutz steht.
Wenn du weißt, wie ein Kraut heißt, findest du viel leichter Informationen darüber (erstaunlich viele Gewächse kann man nämlich essen) und du kannst es in deinem Herbarium richtig benennen.
Es gibt Webseiten, die dir dabei helfen, Pflanzen zu bestimmen. Die sind vielleicht nicht immer super designt, aber sehr clever aufgebaut. Mittlerweile gibt es auch Apps, die Pflanzen anhand von Bildern bestimmen können. Oder das gute alte Buch natürlich.
Aufbau deines Herbariums
Ich habe mir für mein Herbarium ein spezielles Notizheft gebunden. Die getrockneten Pflanzen sollten nicht direkt aufeinanderliegen, wenn das Heft geschlossen ist (sonst können sich Teile verhaken, abfärben oder zerbröseln). Du kannst entweder nur die rechten (oder linken) Seiten im Heft bekleben. Eleganter wird es, wenn du einfach Transparentpapier als Trennseiten mitheftest.
Dafür legst du immer abwechselnd Papier und Transparentpapier aufeinander und heftest alles wie bei einem normalen Notizheft. Eine ausführliche Anleitung für Notizhefte findest du in meinem E-Book.
Wie wird aus deinem Herbarium ein Tagebuch?
Der Unterschied ist gar nicht groß, er liegt allein im Fokus, den du setzt. Das wissenschaftliche Herbarium sammelt möglichst viele Informationen über die Pflanze und beschreibt sie.
Du könntest zum Beispiel Pflanzen auf Spaziergängen sammeln und dadurch dokumentieren, wie sich die Flora im Laufe eines Jahres verändert. Schreibe unbedingt das Datum dazu. Was du sonst ergänzt, bleibt ganz dir überlassen. Vielleicht hast du herausgefunden, dass sich die Blüten für Tee eignen und willst das mal ausprobieren – dann schreib es auf. Oder die Stelle, an der deine Pflanze stand, hatte eine zauberhafte Aussicht, oder du hast eine Vogelstimme erkannt oder ein Picknick gemacht …
Du weißt schon: dein Tagebuch, deine Regeln.
Ein Herbarium ist eine wunderbarer Grund, um in der Natur und auf Spaziergängen auf Entdeckungsreise zu gehen. Du wirst erstaunt sein, wie viele unterschiedliche Pflanzen, Blumen und Kräuter du in deiner nächsten Umgebung finden kannst. Sogar in der Stadt!
Und jetzt: Ab nach draußen. Schau einfach mal, welche Wildkräuter du direkt vor deiner Haustür findest und mach den nächsten Spaziergang zur Exkursion.
Bügeln zwischen Backpapier klappt auch ganz wunderbar!