Wie aus Papierresten ein kreatives Tagebuch wird
Bücher habe ich mittlerweile schon einige gebunden, aber ein Junk Journal war noch nie darunter. Bis jetzt.
Es ist noch gar nicht so lange her, seit ich zum ersten Mal über diesen Begriff gestolpert bin. Junk heißt eigentlich Müll. Und nein, dieses Notizbuch besteht nicht aus Müll – aber aus Papierresten, Fundstücken, Schnipseln etc. Das Konzept ist im amerikanischen Raum recht weit verbreitet und ich finde es aus mehreren Gründen ziemlich genial:
Bei mir fallen sehr viele Papierschnipsel an. Zuschnittreste, Erinnerungszeugs, Karten … Vieles zum Wegschmeißen eigentlich zu schade, aber was soll man mit stapelweise Altpapier? Die neue Antwort: Ein Kreativ-Tagebuch draus machen! So kommt man zu einem Buch, dessen Seiten nicht komplett weiß sind, sondern schon Muster, Inhalte und Hintergründe zu bieten haben. Die sind quasi ein Sprungbrett für die eigene Kreativität. Keine Angst mehr vorm leeren Blatt (Was soll ich bloß schreiben/malen/gestalten?)
In diesem Jahr habe ich diese Form als Mix aus Art Journal und Tagebuch zu meinem Jahresalbum gemacht, um kurz und kreativ Erinnerungen festzuhalten.
Vom Stapel mit Papierresten zum Erinnerungsalbum – ich finde, das ist eine steile Karriere. Mein Junk Journal habe ich zu Beginn mit 20 Blatt ausgestattet, aber ich kann es jederzeit ergänzen und erweitern.
Wenn dir jetzt spontan einfällt, dass du zu Hause auch viel, viel Papier hast, dann hätte ich einen Vorschlage: Mach doch einfach dein eigenes Junk Journal. Ist gar nicht so schwer.
Das Material
- 2 Buchbinderinge
- Kleber für Papier und Pappe
- Schere
- Lineal, Bleistift
- Locher
Papiere: Hier geht wirklich alles, was dir gefällt. Zeitschriftenausrisse und Seiten, Postkarten, Verpackungsbanderolen, Buchseiten, gemusterte Schnipsel und Reste, Scrapbooking-Karton, Tonpapier, Kopierpapier, Seiten aus Schulheften …
Pappe für den Einband (auch die kann man gut recyceln z.B. aus Verpackungs- bzw. Versandkartons)
Seiten vorbereiten
Stell dir deine Papiersammlung zusammen, durchforste Vorräte und Reste, schau die Zeitschriftenstapel durch, wirf zur Not einen Blick in die Papiertonne 🙂 Alles, was interessante Farben, Muster, Strukturen und Motive hat, ist ein Kandidat fürs Junk Journal. Auch Postkarten, Eintrittskarten und hübsche Verpackungen aus Papier kannst du verwenden.
Sortiere deine Papierfundstücke in zwei Stapel. Auf den einen kommen kleine Schnipsel und Reste, auf den anderen all die Papiere, die ungefähr Seitenformat haben.
Jetzt schau den Stapel mit den größeren Papieren durch. Hast du viel Papier in einem ähnlichen Format? Dann nimm das als Grundlage für die Seitengröße. Ansonsten schaust du einfach deine Notizbücher durch und überlegst, welche Größe dir am liebsten ist. Das wird dann deine Orientierungshilfe fürs Journal. Die Seiten meines Buches sind z.B. 13 x 19 cm groß.
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Schneide nun alles Papier, das größer ist als das gewählte Format zurecht. Am besten machst du dir aus einem Stück Karton eine Schablone und legst sie einfach auf die Seiten, dann geht’s schneller.
Papier, dass zwar die richtige Länge hat, aber nicht breit genug ist (oder anders herum), klebst du einfach auf ein Stück anderes Papier und schneidest es anschließend zu. Das habe ich hier mit einer Buchseite und einem Zeitungsausrisse gemacht:
Sortiere die fertigen Seiten auf einen Stapel.
Das Buchcover gestalten
Der Einband sollte etwas fester werden als die Seiten des Journals. Man kann dafür Graupappe verwenden (das wäre die Buchbinde-Lösung), ich habe es aber auch hier mit Recycling versucht und die Pappe eines Versandkartons zugeschnitten. Das Ergebnis lässt sich durchaus sehen.
Die Einbandteile für Vorder- und Rückseite sollten 1 cm länger und breiter sein als die Buchseiten. Such dir ein schönes Papier aus, mit dem du dein Cover gestalten möchtest. Bei mir ist es ein Zeitungsausriss, den ich mit zusätzlichen Zeitschriftenfundstücken und Washitape kombiniert habe. Ich mags gern farblich zurückhaltend 🙂 Denk auch an Papier für die Rückseite der Coverteile, den sogenannten „Vor- und Nachsatz“. Wenn du Hilfe brauchst, findest du hier eine Anleitung zum Beziehen von Karton.
Bindung
Jetzt musst du die Seiten des Junk Journals nur noch alle lochen. Lege anschließend eines der gelochten Blätter mittig aufs Cover und markiere die Stellen, die dort gelocht werden müssen. Vermutlich wirst du die Markierungen mit einem normalen Locher nicht gut erreichen können – greif hier am besten auf eine Lochzange zurück. Für noch mehr Stabilität kannst du anschließend auch Ösen anbringen. Jetzt nur noch die Binderinge durch Seiten und Cover fädeln und wieder verschließen.
Et voilà, das fertige Junk Journal:
Wozu ist das Junk Journal eigentlich gut?
Falls du dich gerade fragst, was mit dem Stapel kleiner Papierschnipsel passieren soll, den du vorhin zur Seite gelegt hast … der kommt innen beim Gestalten zum Einsatz. Damit du dir vorstellen kannst, was ich meine, gibt es einen kleinen Einblick in mein Journal. Das beantwortet möglicherweise auch die zweite Frage nach dem Wozu. Wozu soll das Journal eigentlich nützlich sein?
Das Jahr ist noch jung und viele Seiten habe ich noch nicht gestaltet, aber so sieht es momentan bei mir aus.
Die erste Seite ist gleichzeitig Resteverwertung der Silvesterdeko. Diese süßen Wunderkerzen-Halter hatte ich als Printable bei Zwo:ste gefunden und nun machen sie als Begrüßungskomittee auch im Jahresalbum eine gute Figur.
Auf den nächsten Seiten folgt ein Kästner-Gedicht auf einer Druckunterlage, die aus Versehen ein tolles Muster bekommen hat und ein paar Gedanken auf blauem Hintergrund. Plus Parfüm-Werbekärtchen, durch das man ein Segelboot (Motivpapierschnipsel, die ich noch hatte) erahnen kann. Außerdem ein paar Ideen-Skizzen, die ich noch gestalten muss sowie eine völlig unbearbeitete Doppelseite.
Beim Art Journaling – und im Junk Journal sowieso – kann man machen, was einem gerade einfällt. Es gibt keine Gestaltungsregeln, es geht um Spaß an Kreativität, ums Gestalten und um eine etwas andere Form des Tagebuchschreibens. Ich selbst taste mich erst so langsam an die Möglichkeiten des Art Journalings heran und habe einen Riesenspaß dabei.
Hier findest du noch mehr Ideen rings um selbstgemachte Bücher.
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Das ist wirklich sehr hübsch geworden 🙂
Liebe Grüße
Steffi
Klebst du alle Seiten auf ein extra Blatt oder wie löst du das mit den Rückseiten?
Denn meine Schnipsel haben alle sehr uninteressante Rückseiten.
Vielen lieben Dank für deinen Artikel.
Er liest sich sehr gut und erklärt gut, was ein Junkjournal ist und wie man sich selbst auch eines herstellen kann.
Liebe Grüße
Astrid
Hallo Astrid,
kleinere Papiere klebe ich schon mal auf ein extra Blatt. Ich hefte aber auch viele Seiten ins Junk Journal, die langweilige oder weiße Rückseiten haben. Wenn ich diese Seiten dann gestalten will, klebe ich sowieso noch Motive oder Schnipsel auf oder arbeite mit Farben. Dann ist es eigentlich egal, ob die Seite vorher weiß war, oder schon ein Muster hatte. Damit aber nicht alle Rückseiten gleich aussehen, hefte ich auch mal beidseitig bedruckten Karton oder durchgefärbtes Papier dazwischen.
Liebe Grüße
Anne
Liebe Anne,
Vielen Dank für diese schöne Anleitung! Da bekommt man richtig Lust, es auch mal auszuprobieren. Zettel und Schnipsel habe ich wirklich mehr als genug 🙂 Also, herzlichen Dank und liebe Grüße!
Kerstin
Hallo (Wie auch immer du heißt),
ich bin heute am 07.03.2021 über den begriff Junk Jurnal gestolpert, weil ich mir ein Twilight-
Jurnal gestalten wollte.
ich finde die Anleitung sehr gut erklärt und auch sehr übersichtlich. auch die Fotos gefallen mir sehr gut. ich habe schon eines angefangen (Was ich jetzt aber wieder aufgeben werde) und habe gescheckt, das ich es auch viel einfacher machen könnte.
Lg Bella