September 6, 2024

Mixed Media

Ein Überblick

Vor einigen Jahren habe ich Mixed Media für mich entdeckt. Erst war es ein vorsichtiges Beäugen – was ist das, wie geht das? Oha. Dann war ich angefixt. Diese Spielart der Kunst, oder nennen wir es kreative Ausdrucksform, das klingt nicht so einschüchternd, ist quasi eine Einladung zum Spielen.

Ausprobieren, kombinieren, sich an Materialien wagen, die man bisher noch nie in der Hand hatte. Einfach neugierig sein auf das, was entsteht und kreativ sein, ohne ein bestimmtest Ergebnis im Blick zu haben. Ich liebe das. Und ich bin immer wieder begeistert und fasziniert, was dabei entsteht (und wie viel Spaß mir das macht).

Aber gerade am Anfang war ich ein bisschen erschlagen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich einen Überblick hatte und verstand, was das jetzt genau ist und wie Mixed Media funktioniert. Denn es gibt unendlich viele Möglichkeiten und über kurz oder lang entwickelt jeder Künstler und Kreative seine eigene Form.

Damit du nicht so im Nebel herumstochern musst wie ich am Anfang, gebe ich dir hier einen kleinen Überblick über Techniken und Hintergründe und darüber, was Mixed Media alles sein kann. Und machen wir uns nichts vor: Ich versuche hemmungslos, dich mit meiner Begeisterung anzustecken :-).

Was ist Mixed Media denn?

Mixed Media ist eine Mischtechnik, das lässt der englische Begriff schon erahnen („mixed“). Und “Mischen” wird hier sehr weit gefasst. Es geht nicht ums Farbenmischen, sondern du kannst die unterschiedlichsten Techniken und Materialien miteinander kombinieren. Mit „Media“ sind also nicht Internet und Fernsehen gemeint, sondern Materialien: Farben, Maluntergründe, Pinsel etc.

Wenn die Antwort auf die Frage “Was ist deine Lieblingstechnik?” “Alle!” lautet, bist du hier genau richtig. Wo sonst kann man Bleistift mit Acrylfarbe und Collagen kombinieren? Oder Aquarellfarbe mit Strukturpaste, getrockneten Blüten und Pastellkreide? Abstrakte Motive, Kalligrafie und Lettering haben genauso ihren Platz wie naturgetreue Zeichnungen, Materialfundstücke und wilde Experimente.

Die Möglichkeiten sind schier endlos.

Warum Mixed Media auch für Anfänger gut geeignet ist

Viele Maltechniken haben eine steile Lernkurve. Du musst mit den Farben umzugehen wissen und dir zumindest ein paar Basiskenntnisse verschaffen, damit die Freude am Malen nicht im Technikfrust endet.

Bei Mixed Media kannst du direkt in den Prozess starten und dich überraschen lassen. Ich finde, die wichtigste Kompetenz sind Neugier und die Haltung: Ich bin gespannt, was passiert, wenn ich das jetzt mache …

Natürlich wirst du auch hier mit der Zeit immer besser und versierter, aber auch am Anfang kannst du mit wenigen Mitteln und wenig technischen Kenntnissen richtig tolle Projekte umsetzen.

„Mischtechnik“ klingt zuerst nach viel Material, unterschiedlichen Farben, Pinseln und Co – aber tatsächlich kannst du einfach mit dem anfangen, was du hast. Und wenn du ein Auge für Formen und Strukturen entwickelst, entdeckst du sogar im (Papier-)Müll Material, das richtig gut in deine Projekte passt.

Der Prozess ist genauso wichtig wie das Ergebnis. So erlebe ich es zumindest. Bei Mixed-Media-Projekten bin ich entspannter und experimentierfreudiger. Wenn es mir nicht gefällt, kann ich schließlich immer noch eine weitere Ebene mit Farben oder Motiven ergänzen. Es ist tatsächlich wie Spielen und führt in einen Kreativ-Flow.

Durch dieses Herumprobieren und Kombinieren entdeckst du, was du magst, mit welchen Materialien und Farben du gern arbeitest und mit welchen nicht – und du entwickelst mit der Zeit deinen eigenen Stil.

Und hatte ich schon erwähnt, dass Mixed Media perfekt fürs Art Journaling ist?

Wie sieht Mixed Media praktisch aus, welche Techniken gibt es?

Es gibt unfassbar viele Techniken, die ich gar nicht erschöpfend auflisten kann. Diese Vielfalt und die unterschiedlichen Erscheinungsformen haben mich am Anfang etwas eingeschüchtert, denn wo steigt man denn am besten ein!

Damit du einen Überblick gewinnst, habe ich fünf Bereiche mit Mixed Media Techniken herausgegriffen, auf die man immer wieder stößt und in die sich viele Spielarten einsortieren lassen. Das sind auch die Bereiche, in die man als Anfänger gut einsteigen kann, ohne sich ausgefallenes Material besorgen zu müssen.

Und: Sehr oft werden auch die Techniken aus diesen Bereichen miteinander kombiniert.

Collagen

Es wird viel und gern geklebt. Mixed Media Künstler lieben Papier. Manche spezialisieren sich auf Collagen und fügen Fotos, Motive und farbige Papiere zu neuen Bildern zusammen. Häufiger werden Papiere jedoch mit anderen Techniken kombiniert.

Collage aus Foto, Hintergrundpapieren und ausgeschnittenen gemalten Elementen

Dann tauchen Collagenpapiere im Hintergrund auf und werden z.T. übermalt. Oder ausgeschnittene Fotos oder Motive werden zum Teil eines gemalten Bildes oder ganz zum Schluss als zentrales Element ergänzt.

Einen Hang zum Horten von Papier und Collagen-Material findet man jedenfalls bei vielen Mixed Media Künstlern.

Collage ist Teil des Hintergrunds und des Hauptmotivs. Außerdem kamen verschiedene Arten von Farben und Stiften zum Einsatz …

Farben – Crossover

Normalerweise arbeiten Künstler mit einer Sorte Farbe pro Bild. Beispielsweise mit Aquarellfarbe für florale Illustration oder Landschaften. Oder sie malen mit Ölfarbe auf Leinwände.

Bei Mixed Media sprengen wir die Raster. Du kannst auf Acrylfarben eine Schicht Aquarellfarbe als Lasur geben. Du kannst Akzente mit Farbstiften, Markern oder Ölkreiden setzen. Du kannst mit Pinseln, Spachtel oder den Fingern arbeiten – oder mit Kreiden und Tusche. Denn: Warum nicht?

Aber auch wenn es keine Regeln gibt, sollte man zumindest zwei Dinge beachten:

  1. Ist die Farbe wasserlöslich oder nicht? Wenn du als Basisschichte eine wasserlösliche Farbe verwendest und weitere Ebenen mit feuchten Farben auftragen möchtest, löst du die untere Schicht wieder an (im schlimmsten Fall wird alles matschig oder verwischt). Deswegen nutzen viele als Ausgangsebene Acrylfarben. Wenn die einmal trocken ist, passiert nichts mehr – selbst wenn du mit sehr viel Wasser arbeitest. Behalte also immer im Blick, was wasserlöslich ist und an welcher Stelle im Prozess du die Farbe verwendest.
  2. Wie stark deckt deine Farbe? Und welchen Effekt willst du erzielen? Du wirst mit einer Wasserfarbe am Schluss keine deckenden Akzente mehr auf einem Bild setzen können – aber du kannst es sehr wohl damit abtönen oder kleine Effekte schaffen. Mit einer gut pigmentierten Acrylfarbe hingegen kannst du auch am Schluss über alles drübermalen – falls dir der Sinn danach steht.

Strukturen und Texturen

Bei Farben und Papieren ist das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht. Strukturen und Texturen machen deine Bilder lebendig. Strukturen entstehen schon allein durch Pinselführung oder die Striche deiner Stifte. Aber es geht noch so viel mehr!

Vielleicht willst du ja Wellpappe in deine Bilder integrieren, Sand in deine Farbe mischen oder Spitzen und Stoffe zum Einsatz kommen lassen? Dann arbeitest du mit Texturen und auch das kann total spannende Effekte erzeugen. Selbst wenn du nur eine Farbe verwendest, kannst du mittels Texturen ein komplexes Bild erschaffen.

Strukturen kannst du auch ganz gezielt durch Muster oder „Mark Making“ in deine Projekte integrieren. Für den englischen Begriff habe ich noch keine wirklich gute deutsche Entsprechung gefunden. „Mark Making“ umfasst alles, was Strukturen auf dem Papier hinterlässt: Striche, Punkte, Schraffuren, Kritzeleien, Linien …

Strukturen und Texturen verleihen deinen Bildern Tiefe. Viele Künstler entwickeln dabei ihren eigenen Stil. Ich nutze z.B. gern grobe Pinselstriche, Farbspritzer, meine Handschrift oder schwungvolle Kritzeleien, die Schrift nachempfunden sind.

Drucke

Auch verschiedene Drucktechniken spielen bei Mixed Media eine Rolle.

Die einfachste: Stempel. Mit gekauften oder selbstgemachten Stempeln kann man Strukturen schaffen, Hauptmotive ergänzen – oder Text. Flächigere Stempel eignen sich besser als solche mit sehr filigranen Details.

Auch hier kannst du mit dem beginnen, was du hast. Schau deine Schubladen durch, experimentiere mit Kartoffeldruck (denn warum nicht) oder mach deine Stempel komplett selbst. Hier lernst du übrigens, wie das geht.

Zum Drucken kann man übrigens auch „Müll“ verwenden. Alles, was eine spannende Oberfläche hat, kann man auch als Druckmotiv verwenden …

Viele Mixed-Media-Künstler nutzen außerdem Monoprint-Verfahren wie die Gelli-Plate. Damit sollte man nicht unbedingt starten, aber wenn du das Hobby vertiefen willst, eröffnen sich noch mal völlig neue Möglichkeiten. Damit lassen sich spannende Collagenpapiere gestalten oder ganze Hintergründe einzigartig bedrucken. Ich liebe meine Gelli Plate (auch wenn ich sie nicht so oft nutze, wie ich könnte).

Beim Hintergrund dieser Seite kam die Gelli Plate zum Einsatz.

Wörter, Texte, Kalligrafie

Vor allem, wenn Mixed Media mit dem Art Journal verbunden wird, kommt früher oder später auch Text dazu. Das ist nicht zwingend notwendig, aber ich binde sehr gern, Text oder Wörter in meine Bilder ein oder halte Gedanken fest.

Handgeschriebener Text, gestempelte Wörter und sogar Text auf Buchseiten.

Der Text kann gelettert, gestempelt oder ausgeschnitten werden. Selbst Kalligrafie oder “unsichtbarer Text” im Hintergrund sind Techniken, die man einsetzen kann.

Schwungvoll handgeschriebe Wörter mit Bleistift oder Fineliner können auch als Struktur dienen – man muss sie nicht unbedingt lesen können. Genauso gut können Wörter oder ganze Zitate zum wichtigsten Element und Eyecatcher eines Bildes werden.

Wie und wo fängt man an?

Ich gehöre ja zu der Sorte Mensch, die sich zu allen erdenklichen Themen erst mal per Buch informieren. Allerdings hat mich das bei Mixed Media gerade am Anfang und ohne Vorkenntnisse mehr irritiert. Am meisten habe ich durch Kurse und Projekte gelernt. Im englischsprachigen Raum ist die Technik viel verbreiteter als bei uns, dort liegen quasi meine Mixed-Media-Wurzeln.

Nachdem ich mir eine eigene Basis erarbeitet hatte, habe ich viel experimentiert. Allerdings muss ich dazu sagen, dass mich mit verschiedenen Mal- und Gestaltungstechniken eine Geschichte verbindet und mich Zeichnen und Malen schon über Jahrzehnte begleiten. Bei Mixed Media hat auf einmal alles eine gemeinsame Spielwiese gefunden.

An konkreten Projekte lernen – das ist das, was mich am schnellsten weiterbringt – und das ist auch das, was ich anderen gern vermittle. Es ist schön und gut, sich in der Theorie mit Themen zu befassen, aber erst wenn du etwas selbst probierst, begreifst du es wirklich. Und Theorie macht auch viel mehr Spaß, wenn man sie mit etwas Praktischem verknüpft.

Also fang einfach an. Probier dich aus. Probier Mixed Media aus.
Dein nächster Schritt könnte zum Beispiel so aussehen:

Starte dein
Art Journal Abenteuer!

Du lernst nicht unterschiedliche Mixed-Media-Techniken praktisch kennen, du gestaltest nebenbei auch noch dein eigenes Art Journal!

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